Hafendienst "auf italienisch"
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Ein Hauch von Canale Grande wehte an diesem Morgen über die Bigge. Steg 2 kam nach der Winter-Revision wieder ins Wasser. Und auch wenn das neblige, nasskalte Wetter wenig an Italien erinnerte, thronte Thomas Zimmermann wie ein venezianischer Gondoliere mit dem Paddel in der Hand auf einem Ponton- Teilstück, um es zur Montage an seinen Platz zu rudern.
Zwei Stunden vorher, morgens um 9, hatten sich an diesem Karsamstag rund 28 Seglerinnen und Segler zum Hafendienst getroffen. Ostern ist traditionell nun mal Auftakt zur Saison, und es gab noch einiges zu tun. Hafenmeister Peter Kramer hatte gerufen, und jetzt wurde geschraubt und geschliffen, geölt und geputzt, was das Zeug hielt. Und eben der Steg zusammengebaut, bestehend aus 12 Einzelelementen unterschiedlicher Größen, was sich allerdings als nicht ganz so einfach erwies. Mal passten Bolzen nicht, dann waren es die falschen Muttern, oder ein Teilstück am falschen Platz; dazu waren die neu gedrehten Kunststoffhülsen für die Bolzenstangen als Verbinder der Stegteile nicht im richtigen Maß. Also mussten die alten Hülsen nochmal herhalten, und so tasteten sich alle gemeinsam an die große Aufgabe heran. Denn, wie meinte Hafenmeister Peter als Kopf des Ganzen so treffend:“ Jedes Jahr eine neue Mannschaft, die sich erstmal einarbeiten muss, ich fürchte, da werden wir heute nicht fertig.“
Zumal Peter an diesem Morgen selbst arg gehandicapt war- er hatte gerade „den Flugschein gemacht“. Bedeutete, bei der Gartenarbeit war er böse gestürzt: Rippenprellung, angerissener Schultermuskel, weshalb er ausgerechnet den rechten Arm nicht mehr heben konnte. Ganz zu schweigen vom lädierten Knie, was den ehemaligen „Handballbomber“ und Meister- Torjäger als Souvenir vergangener Schlachten auf dem Spielfeld seitdem im Alltag eh schmerzhaft begleitet.
Also blieb unserem Hafenmeister erstmal die Position des allwissenden Liberos, der mit seiner heiligen Bibel des Steg- Zusammenbaus in der Hand jede Frage kompetent beantwortete, und als Kopf des ganzen einmal mehr unentbehrlich war. Peter wäre allerdings nicht Peter, wenn er dann am Ende trotz Handicaps nicht einhändig und sichtbar gequält vom alten Knie mit angepackt hätte. Um mal hier, mal da zu zeigen, was als Erklärung für das zwar hochmotivierte, aber mit wenig Erfahrung beim Stegbau ausgestattete Team vielleicht zu kompliziert geworden wäre. Und Peter ist eben ein harter Hund, der aus Erfahrung weiß: Kommunikation ist der Beginn eines jeden Missverständnisses- Zeigen ist besser als Reden!
Und da steckt einer wie er lieber auch mal Schmerzen weg, damit am Ende das Projekt gelingt. So war seine anfangs pessimistische Prognose dann auch schnell vom Tisch, denn am frühen Nachmittag streckte sich Steg 2 in gewohnter Länge Richtung See, nur die endgültige Vertäuung unter Wasser stand noch aus. Aber dazu geht Peter wie gewohnt nochmal auf Tauchstation, um die Arbeiten abzuschließen- wo das Wasser einen trägt, spielen ja auch lädierte Knochen besser mit.
Müde und zufrieden versammelte sich dann am Ende der harte Kern unserer „Steg-Bauer“ im Clubhaus zum Essen-fassen, es gab Eintopf auf Griechisch, Gemüse mit Fleisch. Und noch die ein oder andere Anekdote aus der Segelkiste.
Übrigens- Thomas hat als aufrechter „Steg-Gondoliere“ gezeigt: nicht nur die Segel beherrscht er virtuos. Dass er deshalb jetzt den Sommer in Venedig, statt die Saison auf der Bigge verbringen will, ist allerdings nichts als ein Gerücht…