Der Fockroller

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Der Fockroller- oder Saisonauftakt mit Hindernissen
Jürgen Lust ist ein Mann der Leidenschaft, da ist der Name Programm, erst recht beim Segeln! Seit drei Jahren Mitglied im Club, fährt er aus seinem Wohnort im Taunus jedes Mal immerhin eindreiviertel Stunden, bis er an der Bigge ist. Aber das sind sie ihm Wert, seine Wochenenden auf dem Wasser. Nur - das mit dem richtigen Schiff ist für ihn eine mühsame Angelegenheit, denn jede Saison an der Bigge startetet er bisher mit einem neuen Boot.
Zuerst war´s eine Varianta, dann eine Elvström, und jetzt, in der dritten Saison, gehört seine Liebe einer Sunbeam 22, in der Hoffnung, dass diese Beziehung jetzt endlich auch beständig bleibt. So war er auch einer der Ersten an Steg zwei, der sein Boot in der ersten Maiwoche zu Wasser ließ. Ein aufregender Moment, war sein gebrauchtes Schnäppchen zwar in gutem Zustand, aber bezüglich Funktionen und Takelage für Neueigner Jürgen erstmal noch ein Buch mit sieben Siegeln. Getreu dem Motto: „Zeige mir ein Boot von gleichem Typ, und ich zeige Dir tausend Unterschiede“.
Schließlich gibt es ja kein Boot, dass sich vom Eigner nicht auch noch verbessern ließe, und da tut sich über die Eigner-Jahre ja bekanntlich so einiges. So hatte sich auch der Vorbesitzer der Sunbeam entsprechend ausgetobt, und als Folge stand Jürgen jetzt vor seinem Fockroller mit dem Versuch, die individuelle Technik gedanklich zu durchdringen.
Und, wie dass immer so ist, wenn ein Mann offensichtlich den Herausforderungen der Technik trotz, blieb er nicht lange allein, denn man ist ja schließlich hilfsbereit, erst recht in unserem Yachtclub. So standen sie dann nach kurzer Zeit zu dritt andächtig um den Bug, um den Fockroller zu inspizieren und seine Installation zu hinterfragen- schließlich verweigerte das Teil gerade seine Funktion. Schäkel am Stag oder nicht? Stag-Verlängerung ja oder überflüssig? - Fragen über Fragen, inklusive der wichtigsten: wo bitte wird die Rollleine befestigt? Die war nämlich schlichtweg nicht vorhanden, und was nützt schon der schönste Fockroller, wenn er sich nicht bedienen lässt?
Kleines Problem, große Wirkung: drei gestandenen Segler begutachteten, mal von Steuerbord, mal von Backbord, mal auf, mal neben dem Boot, krochen um das Teil herum, drehten es, fühlten hinein, fanden auch eine kleine Schraube, wenn auch ohne Öse für die Leine. Und wägten gedanklich hin und her, wie zum Teufel das ohne richtige Befestigung denn funktionieren sollte? Gemeinsam entstand so manche Theorie, wenn auch noch ohne die alles entscheidende Erkenntnis. Aber in der sicheren Gewissheit, dass man in vertrautem Miteinander das Problem schon irgendwie werde lösen können, schließlich ist Kameradschaft im Club ein hohes Gut! Wenn auch in diesem Augenblick noch nicht von Erfolg gekrönt, was situativ nicht weiter schlimm war, angesichts des aufziehenden Regens. So musste Jürgen zwar noch auf die Jungfernfahrt warten, hatte aber dennoch einen aufregend interessanten Nachmittag voll technischer Herausforderungen.
Mit der Erkenntnis, dass man auch nicht unbedingt aufs Wasser muss, um seiner Boote-Leidenschaft zu frönen- am Steg liegend tut´s eben manchmal auch. Wobei unterschwellig eh die ewige Frage bleibt, was eigentlich die Faszination des eigenen Bootes ausmacht: Segeln oder Basteln?
Aber egal, Langeweile hatte keine Chance, der Nachmittag am Fockroller verging jedenfalls nicht nur für Jürgen wie im Flug. Segeln ist nun mal voller unterschiedlicher Facetten- eben ein wunderbarer Sport!

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